facebook wird 2013 in Deutschland User verlieren. Nach dem abflauenden Zuwachs im vergangenen Jahr, kam es im Januar wieder zu einem Rückgang der aktiven Nutzer. Ist das für die Social-Media-Kommunikation schlecht? Nein, denn andere Plattformen werden profitieren.
Vor einigen Tagen saß ich im Podium einer Diskussion, die sich um Social-Media-Strategien drehte. Dabei ging es auch um die Entwicklung der Nutzerzahlen bei facebook und Co. Zusammen mit Prof. Heike Simmet kam ich zu dem Schluss: facebook hat in Deutschland seinen Zenit überschritten, oder wird es in diesem Jahr tun.
Ein Erklärungsversuch
Ist das nun der Anfang vom Ende für facebook? Sicher nicht, aber die soziale Plattform wird einen Konsolidierungsprozess durchlaufen, wie jede Technologie. Ein gutes Erklärungsmodell dafür liefert Gartners Hype-Zyklus, der verschiedene Stadien einer Technologieentwicklung beschreibt. Ein Beispiel mit einem geradezu mustergültigen Verlauf des Hype Cycle ist ja der eCommerce. Nach dem „New economy“-Hype Ende der Neunziger und dem Platzen der Dotcom-Blase, verschwand der elektronische Handel nicht, sondern entwickelte sich nach einer Konsolidierung auf zahllosen Plattformen mehr als erfolgreich und ist heute nicht mehr wegzudenken. Der Hype-Zyklus wurde schon 1995 von der Technologieberatungsfirma Gartner entwickelt und wird jährlich aktualisiert.
Deutschland schrumpft
Macht sich bei facebook nun Katerstimmung breit? In anderen Ländern kann das soziale Netzwerk ja noch zulegen und wächst teilweise zweistellig. Das ist genau der Punkt, den man differenzieren muss. Andere Länder sind andere Märkte. In den USA und Deutschland, die schon eher zu den Vorreitern gehörten, kommt 2013 die Trendwende. In anderen Ländern kommt sie später. Die Frage ist, ob es nach der Konsolidierungsphase auch wieder eine Stabilisierung oder einen Aufschwung gibt? Denn diese bleibt einigen Plattformen versagt – Beispiel Second Life: Nach dem Ende des Hypes, ist es praktisch komplett aus den Medien verschwunden. Ob das mit den deutschen VZ-Netzwerken nach den dramatischen Rückgängen ähnlich verläuft? Ich vermute ja.
Das ist übrigens ein Kritikpunkt am Hype-Cycle. Dem Modell fehlt ein Exit, denn nicht alle Technologien entkommen dem „Tal der Enttäuschungen“ und verschwinden vom Markt Second Life ist ein sehr gutes Beispiel dafür.
Auch im eigenen Netzwerk kehrt Ruhe ein
In meinem eigenen facebook-Freundeskreis, in dem ich vergleichsweise wenig Nutzer habe (um die 160) konnte ich schon im vergangenen Jahr einen massiven Rückgang privater Aktivitäten erkennen. Der Neuigkeitswert ist weg, für einige hat sich das Spielzeug anscheinend schon abgenutzt. Hinzu kommt, dass das soziale Netzwerk mit massiver Werbesteigerung und dem Edgerank seine Nutzer nervt. Mittlerweile sehe ich häufiger Firmenbeiträge, als private. Mehr als eine Handvoll Freunde hat sich auch schon wieder abgemeldet.
Wie geht‘s jetzt weiter?
Mit 25 Millionen Deutschen bleibt facebook nach wie vor eine attraktive Kommunikations- und Werbeplattform. Wie schnell die Nutzerzahlen zurückgehen, ist schwer abzuschätzen. Alle, die vom jetzigen Social-Media-Hype leben, werden aber kein Ende des Trends erkennen oder erkennen wollen. Andere Netzwerke werden nämlich zulegen – Pinterest und Google plus vorne weg, tumblr ist bei Teens gerade sehr angesagt Wie es mit Twitter ausschaut ist schwer zu sagen, die Nutzerzahlen steigen, nicht zuletzt weil die Integration in die Smartphones besser geworden ist. Ob Twitter noch im Hype oder auf dem „Pfad der Erleuchtung“ ist, kann ich also nicht sagen. Wird facbook zurückkommen? Sicher, aber man kann jetzt noch nicht abschätzen wann. Ich wage aber mal einen Vergleich mit Blogs: Im Jahr 2006 waren Blogs laut dem Hype-Zyklus im „Tal der Enttäuschungen“ mittlerweile sind sie auf dem „Plateau der Produktivität“, deshalb hat sich wahrscheinlich auch das letzte Jahr so angefühlt, als würden Blogs eine Renaissance erleben.