Strategie-Gipfel: 200 Corporate Publisher in Berlin

Corporate Publishing kommt in meinem Blog zu kurz. Schade, denn ich habe mir das Thema im Namen Corporate Media Blogger eigentlich auf die Fahne geschrieben. Heute habe ich aber das Glück genau darüber schreiben zu dürfen.

Foto: Isabel Krupke / project networks

Anfang der Woche war ich beim “Strategiegipfel Corporate Publishing / Cross Media / Content Marketing” in Berlin. Der Name der Konferenz war sperrig und das Themenfeld recht breitgefächert. Der Grund liegt im Medienwandel. Früher war Corporate Publishing nur das firmeneigene Kundenmagazin, der Geschäftsbericht oder der Imagefilm. In Zeiten des Medienwandels kommen diverse Onlinemedien, Apps, Podcasts und SEO-Themen dazu. Cross Media sozusagen. Und obendrauf als Sahnehäubchen gab es noch Content Marketing, weil’s irgendwie passt und sowieso total trendy ist. 

Der Teilnehmerkreis – geschätzte 200 Personen – setzte sich aus Anbietern von Publishing-Tools, Agenturen und publizierenden Unternehmen zusammen. Darunter waren Branchengrößen wie Allianz, Datev, Hexal, Lufthansa Cargo oder SonyMusic. Das war insbesondere spannend, wenn man sich abseits der großen Vorträge in kleineren Workshops traf. Dort wurden spannende Einblicke in die Prozesse, Strukturen und Werkzeuge gezeigt, mit denen und in denen die Konzerne ihre Inhalte erstellen und verbreiten.

Alle Kanäle werden bedient

Schwerpunkt 2014 bleibt neben dem Fokus auf Tablets auch generell Cross Media, also das Veröffentlichen auf mehreren Kanälen. Durch das Content Marketing werden Inhalte zu einer Art Ware, die erst aufwändig produziert und anschliessend beworben werden müssen, damit sie gefunden werden. Denn selbst wenn Inhalte gratis angeboten werden, so treten die Corporate-Publishing-Produkte immer in Konkurrenz zu den etablierten Medien und deren Reputation. Um die Reichweite zu der teuer produzierten Inhalte erhöhen, werden sie über möglichst viele Kanäle weiterverteilt. Dafür wurden Lösungen vorgeführt, bei denen Artikel für Webseiten, Blogs, Apps und Social Media entweder identisch oder verschiedenen Versionen auf Knopfdruck ausgeliefert werden konnten.

Foto Isabel Krupke / project networks

Workshops im kleinen Kreis

Was ich nicht nachvollziehen kann, ist der Hype um das Storytelling. Das richtige Erzählen von Geschichten in Beiträgen lernt jeder Volontär im ersten Jahr, egal ob bei der Zeitung oder beim Fernsehen. Was ich aus dem eigenem Unternehmen nachvollziehen kann, ist die Schwierigkeit hausintern das richtige Gespür für die Themen zu entwickeln und diese dann zu erzählen. Der Herausgeber muss nicht in jedem Artikel vorkommen. Das ist schwierig zu vermitteln, wenn man immer nur durch die Unternehmensbrille guckt. Ein wirklich grandioses Beispiel in diesem Zusammenhang ist das Magazin 1890 von der Allianz, in dem die Versicherung nahezu überhaupt nicht vorkommt

Gelungener Ausflug in die PR

Mein persönliches Highlight war der Vortrag von Sönke Inversen. Der Investigativ-Journalist des Handelsblatts deckte damit auch noch das Thema PR im Veranstaltungsspektrum ab. Auch wenn er nicht ganz in den Fokus passte, fand ich den Vortrag großartig! Nicht nur, weil Sönke Iversen über die Teldafax-Pleite referierte, sondern weil er demonstrativ mit einem Vorurteil aufräumte: “In Ihrer Branche hält sich hartnäckig das Gerücht, man würde nicht in der Zeitung erscheinen, wenn man nicht mit der Presse redet. Wir berichten dann trotzdem über Sie. Sie kommen dann einfach nicht darin zu Wort”, so Iversen. Diesen Satz möchte man heute noch den Prokon-Verantwortlichen um die Ohren hauen. Aber ich fürchte, das ist schon zu spät.

Unterm Strich muss ich sagen, dass sich der Besuch gelohnt hat. Besonders die Tagungsatmosphäre, die Räumlichkeiten und die vielen guten Gespräche haben mir außerordentlich gefallen. Als kleiner Kritikpunkt bleibt, dass man aus Veranstaltersicht etwas mehr den Fokus schärfen müsste und bei Lösungsanbietern weniger Eigenwerbung in den Workshops zulassen sollte.

Jost

Veröffentlicht von

Fünf Jahre war ich als Pressesprecher beim Öko-Energieversorger WEMAG erster Ansprechpartner für Journalisten und habe Blogs, yotube- und Twitter-Kanäle betreut, ebenso wie Kundenmagazine. Aktuell betreue ich die WEMAG-Tochter ReeVOLT! Freiberuflich bin ich als Berater, Keynote-Speaker, Autor und Blogger aktiv. Gelegentlich trifft man mich auf Kommunikationstagungen, beim DJV oder bdew. Hier schreibe ich aus meinem beruflichen, privaten und kreativen Alltag. Meine Social-Media Profile wie z.B. Google+ sind oben verlinkt.

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