Content Summit: Wo steht die Content-Industrie 2020?

Textprovider Content Summit Rheinterrassen Düsseldorf (Foto: Textprovider)Eine spannende Frage: Wohin entwickeln sich die Lieferanten von Inhalten wie Medien und Unternehmen in den kommenden Jahren? Wie steht das alles im Einklang mit Marketing? Und geht es bei SEO künftig nur noch um Inhalte, und wenn ja – um welche? Diese Fragen standen am 15.05. auf dem Programm des 1. Textprovider Content Summits in Düsseldorf. Vor Ort waren die Top 100 digitalen Inhaltsexperten Deutschlands, so die Veranstalter. (Ok, ich fühle mich geschmeichelt…) Eingeladen waren große Brands wie Amazon, Tomorrow Focus, Siemens oder Zalando, um aus ihrer Perspektive über die Relevanz guter Inhalte zu berichten. Wie entwickelt und präsentiert man spannende Inhalte, um die weiterhin Aufmerksamkeit seiner Zielgruppe zu sichern – ob nun beim Fernsehen oder beim Shopping? Ich habe mir 3 Beispiele rausgesucht, die für mich sehr gut die Themen dieses Summits symbolisieren:

Pro7 & Sat.1 – Vom Fernsehsender zum Gründungsberater

Content ist der Grundstoff der digitalen Industrie, nicht nur der Medien. Aktuell mutieren viele Firmen dank Content Marketing zu kleinen Medienunternehmen. Nur so bekommen sie Aufmerksamkeit und eine gute Platzierung bei Google. Der Medienwandel zwingt gleichzeitig viele Medienkonzerne, sich nach neuen Einnahmequellen umzusehen, denn durch sinkende Leser und Zuschauer fehlen Werbegelder. Diese Erkenntnis zeige ich gerne in meinen Vorträgen am Beispiel von zalando. Der bekannte Schuhversender hat seine unglaubliche TV-Werbereichweite nicht mit Geld, sondern mit Unternehmensanteilen bezahlt. Möglich macht dies SevenVentures das Beteiligungsunternehmen von Sat.1 und Pro 7. Der Medienkonzern mach erst Kasse, wenn aus dem Startup zalando ein Börsenunternehmen wird und Pro 7 seine Werbeinvestitionen mit Aktien versilbern kann. Was ich noch nicht wusste: Mit dem ProSiebenSat.1 Accelerator hat sich der Fernsehkonzern eine Möglichkeit geschaffen, sich schon in einer früheren Phase in Startups einzukaufen. Dieses Geschäftsmodell stellte Accelerator-Chef Dr. Jens Pippig vor. Die ausgesuchten Startups erhalten eine Investition von “nur” 25.000 Euro, profitieren aber gleichzeitig vom Business-KnowHow des Medienkonzerns – und das in einer wichtigen Wachstumsphase. Man verspricht sich Innovation für das eigene Haus und Beteiligung an den späteren Erfolgen. Trotzdem denkt Pippig, werden die TV-Sender ihr Geld in 10 Jahren noch mit Ausstrahlungen verdienen, denn “Wer auf den Rechten für Inhalte sitzt, verdient das Geld”. Dafür kommen künftig auch die Streamingportale mehr zum Einsatz.

Huffington Post verdient mit Aufmerksamkeit, nicht mit Journalismus

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Aufmerksamkeit um jeden Preis:
reißerischer Text sorgt für viele Klicks

Die Huffington Post ist ja selber soetwas wie ein Startup in Deutschland. Die Nachrichtenseite startete im vergangenen Jahr einen deutschen Ableger, der hierzulande von Tomorrow Focus betrieben wird. Im April wurden zum ersten Mal die IVW geprüften Zugriffszahlen vorgelegt, nach denen der Blog monatlich über 9 Mio. Besucher verbuchen konnte. Das ist auf Anhieb der 15. Platz der besucherstärksten Seiten in Deutschland. Ok, Was ist das Besondere? Nicht das werbebasierte Geschäftsmodell, sondern die Art und Weise, wie bei der Huffington Post Artikel geschrieben und promotet werden. Die Überschriften, Bilder und Anreisser sind reißerisch und versprechen dem Leser eine Überraschung. Die Strategie dahinter beschreibt der Marketing Director Jürgen Schlott in einem Satz: “Bei SEO suchst Du die Themen, bei Social finden die Themen Dich.” Als Nachrichtenportal setzt Huffington also überwiegend auf Aufmerksamkeit aus den sozialen Netze und nicht auf gute Suchergebnisse in Google. Daher muss jeder Artikel sofort Aufmerksamkeit erzeugen – mit allen stilistischen Mitteln. Unterm Strich hat das recht wenig mit Journalismus zu tun. Muss es auch gar nicht, denn Tomorrow Focus will Geld mit Content verdienen.

Webvideos sind kein Fernsehen

Eines meiner Lieblingsthemen ist, das Videos online anders funktionieren als im Fernsehen. Das wissen längst noch nicht alle Unternehmen, erklärte zumindest Andreas Graap. Zum Beweis brachte der Online-Videoexperte 10 Beispiele mit, die Unternehmen von den Top 10 Youtube-Kanälen Deutschlands lernen kann. Die Erklärung ist erstmal recht einfach: Aufmerksamkeit und Umfeld der Online-Videonutzung ist ganz anders, als es beispielsweise beim Fernsehen der Fall ist. Auch haben sich Sehgewohnheiten, gerade von jüngeren Zielgruppen geändert. So erwarten die Zuschauer heute am Anfang eines Youtube-Videos eher eine Zusammenfassung des Inhalts, als einen 30-sekündigen Vorspann, wie er noch vom Fernsehen bekannt ist. Dafür sollte statt eines Abspanns die Aufforderung erfolgen, den Videokanal zu abonnieren – so sichert man sich langfristig das Interesse seiner Zuschauer. Das Interesse der Zuschauer lässt sich bei Youtube übrigens sekundengenau erfassen. Oftmals sinkt es nach wenigen Minuten und nur die wenigsten Videos werden bis zum Ende geschaut. Die reinen Klickzahlen geben – ähnlich wie die Zuschauerzahlen beim Fernsehen – nur einen groben Anhaltspunkt. Mit dem sekundengenauen Analytics in Youtube aber kann man derartige Schwächen in den Clips erkennen und künftig eliminieren.

Nur wer gute Inhalte hat, verdient mit Aufmerksamkeit

Das schöne an großen Konferenzen sind die Pausengespräche mit den Kollegen, z.B: mit denen aus der Fernsehbranche. Und so kamen wir uns überein “Wer auf den Rechten sitzt, verdient das Geld” – dieser Ausspruch mag heute noch gelten. In Zukunft (z.B. 2020) wird man sagen “wer auf den richtigen Rechten (sprich Inhalten) mit den passenden Vertriebskanälen sitzt, verdient.” Der Wettbewerb um die Aufmerksamkeit wird in Zukunft sicher noch schärfer, schon jetzt reden wir von Reizüberflutung auf allen Kanälen. Wer es schafft, die passenden Inhalte auszuliefern, die in dem Augenblick, indem der Kunde sich dafür interessiert, wird Umsatz machen. Sei es nun als Onlineshop, oder als TV- Streaminganbieter. Ein Beispiel, wie das heute schon funktioniert: Wenn also die neueste Staffel meiner amerikanischen Lieblingsserie nicht in Deutschland zu haben ist, kaufe ich sie mir über einen großen Versender halt direkt in den Staaten. Den entsprechenden Link gibt es dutzendfach in den Fanblogs. Merke: Amazon pumpt schon heute viel Geld in sein Partnernetzwerk, um auf fremden Seite mit attraktiven Inhalten Kunden anzulocken und für seine Produkte zu interessieren. Dazu kommt, dass die Suchmaschinen immer bessere Algorithmen entwickeln, um so besser die Relevanz der Suchanfragen zu treffen. Webseiten entweder für Menschen oder Maschinen zu optimieren wird künftig nicht mehr funktionieren, denn auch für die Maschinen werden gute Inhalte immer wichtiger. SEO also als reinen Backlink-Aufbau zu sehen, geht heute schon nicht mehr und das nächste Google-Update kommt bestimmt. Der nächste Content Summit hoffentlich auch.

Jost

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Fünf Jahre war ich als Pressesprecher beim Öko-Energieversorger WEMAG erster Ansprechpartner für Journalisten und habe Blogs, yotube- und Twitter-Kanäle betreut, ebenso wie Kundenmagazine. Aktuell betreue ich die WEMAG-Tochter ReeVOLT! Freiberuflich bin ich als Berater, Keynote-Speaker, Autor und Blogger aktiv. Gelegentlich trifft man mich auf Kommunikationstagungen, beim DJV oder bdew. Hier schreibe ich aus meinem beruflichen, privaten und kreativen Alltag. Meine Social-Media Profile wie z.B. Google+ sind oben verlinkt.

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