Pressekonferenz per Google Hangout – ein Erfahrungsbericht

Gerade in Zeiten knapper Reise- und Zeitbudgets sind Videokonferenzen ja ziemlich sinnvoll. Doch eine Pressekonferenz per Videoschaltung oder Livestreaming zu übertragen fühlt sich noch irgendwie nach Großkonzern oder ein wenig abgehoben an.

(Foto St. Rudolph-Kramer)

live ins Internet: Google Hangout mit 3 Macbooks (Foto St. Rudolph-Kramer)

Tatsächlich kann es sinnvoll sein, Journalisten einen Eindruck der eigentlichen Pressekonferenz zu geben und ihnen nicht nur anschließend die Pressemitteilung und ein paar Fotos zukommen zu lassen. Denn die offene Frageatmosphäre und zahlreiche Hintergrundinfos bieten oft viel mehr Stoff für den Redaktionsalltag, als nur ein zweiseitiger Pressetext und ein Telefonat. Leider sind gerade bei viele Fachmedien heute aus den oben genannten Gründen die Journalisten eher am Schreibtisch, als unterwegs und müssen so auf diese Informationen verzichten. Dabei gibt es ja mit kostenlosen Streamingangeboten wie „youtube live“ und „Google Hangouts“ eine sehr spannende Alternative. Vorbei sind die Zeiten in denen Streaming und Videoübertragung mehrere tausend Euro kostete. Auch Web-Angebote wie Ustream oder Streaming-Komplettpakete von news aktuell sind mittlerweile bezahlbar. 

Livetest: Hangout mit drei Notebooks

Ich habe im Juni die eigentlich kostengünstigste Variante ausprobiert und unser WEMAG-Jahrespressegespräch mit der Vorstellung des selbstentwickelten Stromspeichers per Google-Hangout streamen lassen. Das Ganze ging ohne aufwändige Technik über die Bühne. Zwei Mac-Notebooks mit je einer UMTS-Anbindung und ein ziemlich zentral positioniertes Mikro lieferten Bild und Ton. Ein drittes Macbook diente als Regiegerät und lieferte passende Powerpoint-Folien. So konnte zwischen zwei Bildquellen und der Präsentation hin- und hergeschaltet werden. Die Vorstellung unseres Produktvideos konnte im Hangout per youtube-Streaming erfolgen.

An einigen Stellen wirkte das Streaming leicht improvisiert, doch es ermöglichte 4 Journalisten aus Süddeutschland die Teilnahme an der Produktpräsentation in Schwerin. Leider konnten keine professionellen Kameras angeschlossen werden. Auf dem Mac akzeptiert die Hangout-Software leider keine externen Kameras. Bei einer kostenlosen Lösung kann man aber darüber hinwegsehen. Ganz zum Nulltarif gab es das Livestreaming nicht: Kostenseitig hatten wir für den Hangout immerhin die Personal- und Technikkosten unserer Onlineagentur zu tragen, die aber deutlich unter den Kosten eines professionellen Streamings (ab 2.000€) lagen.

Wie ich den Erfolg der Übertragung messe? Ein Teil der Berichterstattung spiegelte die live gesagten Zitate und ausführliche Hintergrundinformationen wieder. Das waren genau die Redaktionen, die sich die Zeit nahmen und die Übertragung einschalteten. Außerdem zählten sie zu den schnellsten Medien. Klar, denn sie mussten keine Rückreise antreten und konnten sofort vom Schreibtisch aus online posten.

Das Feedback zur technischen Qualität reichte von “ok” bis zu “technisch komlett ausreichend”. Bei der nächsten Übertragung würde ich sicher auf eine schnellere Internetverbindung achten. Kleiner Wermutstropfen außerdem: Leider wurde die Aufzeichnung wegen eines Youtube-Problems nicht gespeichert. Google sicherte  aber zu, dass dies nur eine Ausnahme gewesen sei.

Jost

Veröffentlicht von

Fünf Jahre war ich als Pressesprecher beim Öko-Energieversorger WEMAG erster Ansprechpartner für Journalisten und habe Blogs, yotube- und Twitter-Kanäle betreut, ebenso wie Kundenmagazine. Aktuell betreue ich die WEMAG-Tochter ReeVOLT! Freiberuflich bin ich als Berater, Keynote-Speaker, Autor und Blogger aktiv. Gelegentlich trifft man mich auf Kommunikationstagungen, beim DJV oder bdew. Hier schreibe ich aus meinem beruflichen, privaten und kreativen Alltag. Meine Social-Media Profile wie z.B. Google+ sind oben verlinkt.

6 Kommentare » Schreibe einen Kommentar

  1. Sehr schöner Praxisbericht. Schade, dass die Aufzeichnung nicht geklappt hat. Das wäre m.E. der große Zusatznutzen gewesen.
    Wie teuer wäre ein professionelles Streaming in etwa gewesen?
    Und wie schätzt du den Mehrwert ein?

    • Jost

      Wir haben uns verschiedene Anbieter angesehen. Ustream wäre noch in der engeren Auswahl gewesen, die wollten aber gleich einen Jahresvertrag zu dem Zeitpunkt haben, das wären 1.000 $ gewesen, zzgl. des Aufwands für eine Zahlung. Gerade bei größeren Unternehmen ist es echt stressig eine Zahlung an diese US-Webunternehmen zu leisten. Paypal geht z.B. bei uns generell nicht… Weitere Alternative: News-Aktuell ca. 2.000 € oder lokale TV-Firma mit Hardwarestreaming und Senderegie etwa 1.500 €…
      Der Mehrwert für die Journalisten liegt neben einer Onlineteilnahme natürlich in dem kompletten Wegfall der Reisezeit. Unser Mehrwert lag darin, dass wir Redaktionen auf einem neuen Weg erreicht haben, was sich in der Berichterstattung widerspiegelte.

  2. Zum Thema Kamera: Das funktioniert auch auf dem Mac. Ich nutze jedenfalls eine per USB angeschlossene Logitech-Webcam als Bildquelle. Das Bild wird qualitativ besser und man kann die Kamera flexibler ausrichten.

  3. Pingback: Webcast statt Pressekonferenz | Corporate Media BloggerCorporate Media Blogger

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